Infekt-Liga

Lungenabszess


Epidemiologie/Erreger

Lungenabszesse können primär als Folge einer Pneumonie oder einer Sepsis bei hoher Virulenz des Erregers und verminderter Abwehrlage des Patienten oder durch Aspiration bei Bewusstseinsstörungen, Alkoholabusus, Schluckstörungen oder ösophagealen Pathologien auftreten. Sekundäre Ursachen von Lungenabszessen sind bronchiale Obstruktionen bei malignen Erkrankungen.
Das Erregerspektrum umfasst in erster Linie Anaerobier, aber auch Staphylococcus aureus, Streptokokken, Klebsiellen, Escherichia coli und häufig aerobe/anaerobe Mischinfektionen. Bei immungestörten Patienten kommen vorzugsweise Bacteroides fragilis, Fusobakterien und Legionellen vor.

Diagnose

Zur notwendigen mikrobiologischen Diagnostik sollte Material mit einer Bronchoskopie oder einem Feinnadelpunktat gewonnen werden, um eine gezielte antimikrobielle Therapie durchführen zu können.

Therapie

Die Drainage des Abszesses ist immer erforderlich. Sie kann bronchoskopisch oder perkutan erfolgen. Gelegentlich kommt es jedoch zur spontanen Drainage über einen Bronchus und zur Entleerung des Abszesses.

Die Therapie sollte sich an der Grunderkrankung orientieren. Bei der Auswahl geeigneter Antibiotika muss die Penetration in die Abszesshöhle berücksichtigt werden. In Frage kommen Inhibitor-geschützte Betalaktam-Antibiotika: Ampicillin/Sulbactam, Amoxicillin/Clavulansäure, Piperacillin/Tazobactam, Mezlocillin plus Combactam oder die Carbapeneme Imipenem/Cilastatin, Meropenem und Ertapenem.
Alternativ können Cefotaxim, Ceftriaxon oder Fluorchinolone wie Ciprofloxacin oder Levofloxacin jeweils in Kombination mit Clindamycin eingesetzt werden. Wegen der sehr guten Gewebegängigkeit und des breiten Wirkspektrums auch im anaeroben Bereich kommt auch Moxifloxacin in Frage.