Durch Bordetella pertussis verursachte Infektionskrankheit, die mit charakteristischen Hustenanfällen einhergeht. Infektionen mit Bordetella parapertussis können zu einem keuchhustenähnlichen Krankheitsbild führen. In der Regel haben diese Infektionen jedoch eine leichtere und kürzere Verlaufsformen.
Patienten aller Altersgruppen können an Keuchhusten erkranken. Die Impfung erfolgt erst im 2 Lebensmonat. Neugeborene besitzen keinen Nestschutz und sind bei einer Erkrankung wegen einer möglichen Apnoe besonders gefährdet. Bei Kleinkindern ist die Infektionsrate wegen eines hohen Durchimpfungsgrades rückläufig. Die Dauer der Immunität beträgt nach natürlicher Erkrankung etwa 4 bis 20 Jahre, nach vollständiger Impfung etwa 4 bis 12 Jahre. Auch bei Patienten mit Impfschutz oder vorausgegangener Erkrankung kann eine Neuinfektion erfolgen. Zunehmend erkranken daher ältere Kinder oder Erwachsene. Derzeit liegt die Inzidenz in den neuen Bundesländern bei etwa 20 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
Der Keuchhusten ist eine hochkontagiöse Erkrankung des Respirationstraktes deren Inkubationszeit etwa 7 bis 20 Tage beträgt. Die Übertragung erfolgt auf dem Weg einer Tröpfcheninfektion durch Husten, Niesen oder Sprechen (im Abstand < 1 m). Auch gegen Pertussis Geimpfte können nach Kontakt mit dem Erreger vorübergehend Träger von Bordetella sein. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt am Ende der Inkubationszeit und kann unbehandelt bis zu 3 Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum andauern. Bei Durchführung einer antibiotischen Therapie verkürzt sich die Dauer der Ansteckungsfähigkeit auf etwa 5 Tage nach Beginn der Therapie. Bordetella Pertussis bildet zahlreiche Toxine und Virulenzfaktoren aus, die eine lokale Zerstörungen der Mukosa verursachen können.
Keuchhusten ist eine über mehrere Wochen bis Monate verlaufende Infektion, die insbesondere bei Kindern meist in 3 Stadien verläuft.
Im Stadium catarrhale, das 1 bis 2 Wochen andauern kann, treten unspezifische grippeähnliche Symptome mit Schnupfen, leichtem Husten, mäßigem oder auch keinem Fieber auf.
Das Stadium convulsivum hält etwa 4 bis 6 Wochen an. In dieser Zeit bilden sich die typischen Symptome des Keuchhustens mit einem anfallsweise auftretenden Husten (Stakkatohusten) mit vorgestreckter Zunge und einer nachfolgenden ziehenden, deutlich hörbaren Einatmung. Die Hustenattacken gehen häufig mit Würgen und Erbrechen von zähem Schleim einher. Die Attacken treten bevorzugt nachts und nach körperlicher Anstrengung aus. Auch psychogene Faktoren können der Auslöser sein.
Im Stadium decrementi klingen die Symptome allmählich ab. Die Dauer kann 6 bis 10 Wochen betragen.
Auftretendes Fieber kann ein Hinweis auf eine Sekundärinfektion sein. Zu den Komplikationen zählen Pneumonien und Mittelohrentzündungen. Krampfanfälle werden bei Kindern in 2 bis 4 % der Fälle beobachtet, zu 0,5% auch Enzephalopathien, die oft Dauerschäden verursachen.
Keuchhusten verläuft bei Jugendlichen und Erwachsenen oftmals als lang dauernder Husten ohne die typische Symptomatik. Bei Säuglingen kommen Atemstillstände vor. Todesfälle als Folge einer Apnoe sind beschrieben. Diese Fälle sind meldepflichtig.
Bei einem typischen Verlauf wird die Diagnose klinisch gestellt. Bei Erwachsenen, Jugendlichen und ungeimpften Personen sowie bei lang andauerndem Husten unklarer Genese sollte eine mikrobiologische Diagnostik von Abstrichen oder Sekreten aus dem Nasopharynx durchgeführt werden. Dabei ist die Empfindlichkeit von Bordetella spp. gegen Austrocknung und Kälte zu beachten. Der Nachweis erfolgt kulturell oder durch PCR.
Eine Antibiotika-Therapie hat keinen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung, verkürzt aber die Zeit der Infektiösität und ist daher für die Unterbrechung einer Infektionskette von Bedeutung. Der Einsatz von Antibiotika ist nur für die Dauer der Bordetellen-Ausscheidung sinnvoll, d.h. vom Ende der Inkubationszeit bis zu 3 Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum. Der Einsatz von Antibiotika ist nur sinnvoll, solange der Patient Bordetellen ausscheidet (Ende der Inkubationszeit, Stadium catarrhale, bis zu 3 Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum). Makrolide (Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin, Roxithromycin) sind Mittel der Wahl. Als Alternative kann Cotrimoxazol verwendet werden. Zur symptomatischen Therapie können bei zähem Schleim Mukolytika verordnet werden. Der Nutzen von Antitussiva ist nicht belegt. Bei jungen Säuglingen und bei schweren Verläufen können Beta-Sympathomimetika und Kortikosteroide gegebenenfalls hilfreich sein.
Die Grundimmunisierung erfolgt nach den Empfehlungen der STIKO im Alter von 2, 3 und 4 Monaten und 11 bis 14 Monaten. Die Impfung wird mit einem Kombinationsimpfstoff durchgeführt. Auffrischungsimpfungen sollen im Alter von 5 bis 6 Jahren und 9 und 17 Jahren erfolgen. Eine Impfung wird auch für nicht geimpfte Personen im häuslichen Umfeld