Infekt-Liga

Tonsillopharyngitis akute


Die Pharyngitis ist eine Entzündung der Rachenschleimhaut. Meist tritt sie als Tonsillopharyngitis auf. Eine Sonderform ist Angina Plaut vincent.

Epidemiologie/Erreger

Häufige Erkrankung mit saisonaler Häufung meist in den kälteren Jahreszeiten. Seltener bei Kindern unter 2 Jahren. Der größte Teil der Erkrankungen wird durch Viren verursacht. Auffallend ist die große Erregervielfalt: Adeno-, Corona-, Influenza-, Herpes simplex-, Parainfluenza-, Rhinoviren , Eppstein-Barr Virus, Respiratory Syncytial Virus, Streptococcus pyogenes, Streptokokken der Gruppen C, G, Mycoplasma pneumoniae und viele andere Erreger.

Klinik

Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch „Kratzen“ im Rachenraum, Rötung und Schwellung. Weitere Symptome sind im wesentlichen abhängig von dem jeweiligen Erregen (nach Marre).

Bei Infektionen durch EBV (Mononukleose, Pfeiffersches Drüsenfieber) zeigen sich im Kindesalter häufig milde Verlaufsformen. Bei Erwachsenen verläuft die Infektion oft mit lang anhaltenden Erschöpfungszuständen. Weitere Komplikationen sind eine ausgeprägte Thrombozytopenie mit Blutungsneigung und eine Splenomegalie.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt klinisch anhand der Symptomatik. Ein Differentialblutbild und die Bestimmung des CRP kann Aufschluss auf eine virale oder bakterielle Genese liefern. Bei Verdacht auf Diphtherie ist eine umgehende Krankenhauseinweisung (siehe Diphtherie) und eine mikrobiologische Diagnostik notwendig. Bei Verdacht auf Streptokokkeninfektionen kann ein Schnelltest (siehe Scharlach) und ein kultureller Nachweis durchgeführt werden. Die häufigsten Erreger sind beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, die auch Scharlach verursachen können. Der Unterschied liegt in der Toxinbildung, so dass die Diagnose nur klinisch erfolgen kann. Ein Rachenabstrich kann durchgeführt werden, ist jedoch nicht therapieentscheidend, da jedes gebräuchliche Antibiotikum gegen Streptokokken der Gruppe A wirksam ist. Eine inadäquate Therapie führt in seltenen Fällen zur Ausbildung des Rheumatischen Fiebers oder einer Post-Streptokokken-Nephritis. Daher muss jede Streptokokken-Infektion der Tonsillen ausreichend antibiotisch behandelt werden.
Tritt bei Patienten mit akuter Mononukleose nach der Gabe von Aminopenicillinen ein juckendes, makulopapulöses Exanthem auf, das nach dem Absetzen des Antibiotikums wieder verschwindet, so ist dies beweisend für eine Infektion mit EBV.

Therapie

Virale Infektionen werden meist symptomatisch behandelt. Bei der kausalen Therapie sollte die Abwägung von Risiko und Nutzen die Therapieentscheidung bestimmen. Generelle Empfehlung gelten nicht. Folgende Virustatika kommen zum Einsatz:

Bei bakteriellen Infektionen ist eine Therapie sinnvoll.

Eine inadäquate Therapie führt in seltenen Fällen zur Ausbildung des Rheumatischen Fiebers oder einer Post-Streptokokken-Nephritis. Daher muss jede Streptokokken-Infektion der Tonsillen ausreichend antibiotisch behandelt werden.

Die kalkulierte antiinfektive Therapie der purulenten Tonsillitis kann oral mit einem Phenoxymethylpenicillin erfolgen, wobei es jedoch in 10 bis 30 % der Fälle zu Therapieversagern kommt. Ursache hierfür wird vor allem in der unzureichenden Compliance, einer Streptokokken-Penicillintoleranz, das Vorkommen von Haemophilus influenzae oder der sogenannte „Badewanneneffekt“ durch simultan vorkommende Betalaktamase-produzierende Saprophyten diskutiert.

Bei Therapieversagern bieten sich Cephalosporine wie Loracarbef, Cefuroxim-Axetil oder Aminopenicilline/BLI an. Wichtig sind Therapieversager (10 bis 20 %), bei denen an Haemophilus influenzae gedacht werden muss und die eine entsprechende Antibiotika-Therapie erfordern. Tritt nach Amoxicillin ein Hautausschlag auf, handelt es sich um eine Mononukleose und damit um den Beweis einer Fehldiagnose der eitrigen Tonsillitis.

Die Therapiedauer sollte bei Penicillin 10 Tage nicht unterschreiten (Compliance sicherstellen!), bei Cephalosporinen und Aminopenicillinen ist eine erfolgreiche Therapie über 5 Tage durch Studien gesichert. Eine große Studie der DGPI mit Cephalosporinen und Makroliden an über 5000 Patienten (Kindern) hat gezeigt, dass bei den oben genannten Substanzen, einschließlich von Makroliden die 5-Tages-Therapie isoäquivalent einer Therapie mit Penicillin V über 10 Tage ist.