Infekt-Liga

Folsäureantagonisten


Sulfonamide, Benzylpyrimidine

Sulfonamide und Benzylpyrimidine werden meist als Kombinationspartner eingesetzt. Zu den Sulfonamiden zählen Sulfamerazin, Sulfadiazin und Sulfamethoxazol, Vertreter der Benzylpyrimidine sind derzeit Trimethoprim und Pyrimethamin. Sulfonamide und Benzylpyrimidine sind bakteriostatisch wirksame Antimetaboliten der bakteriellen Folsäure.
Kombinationen wie Trimethoprim/Sulfamethoxazol (= Co-trimoxazol) oder Trimethoprim/ Sulfamerazin zeigen eine synergistische Wirkung gegen zahlreiche pathogene Erreger, außer Enterokokken, atypischen Erreger, Clostridien, Treponemen, Mycobacterium tuberculosis und Bacteroides Spezies. Von den A-Streptokokken sind nur noch etwa 65 % der Stämme empfindlich. Auch die gültigen Fachinformationen weisen auf die Möglichkeit einer lokal sehr unterschiedlichen Resistenz hin.

Zulassung

Die Monopräparate Sulfadiazin, Pyrimethamin und Trimethoprim haben stark eingeschränkte zugelassene Indikationen. Sulfadiazin und Pyrimethamin werden ausschließlich in Kombination bei akuter oder rezidivierender Toxoplasmose eingesetzt. Trimethoprim ist zugelassen zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen, die durch sensible Erreger verursacht wurden, und zur prophylaktischen Langzeitbehandlung rezidivierender Harnwegsinfektionen. Die (älteren) Zulassungen der Trimethoprim/Sulfonamid-Präparate umfassen einen breiten Einsatzbereich bei Infektionen der Atemwege, des HNO-Bereichs, der Niere und ableitenden Harnwege einschließlich Langzeitprophylaxe und bei Sulfamethoxazol-Kombinationen zusätzlich Infektionen des weiblichen und männlichen Genitaltrakts einschließlich Prostatitis und Gonorrhö, Infektionen des Magen Darm-Trakts und die Behandlung der selteneren Infektionen wie Brucellose, Nocardiose und Pneumocystis jiroveci (vormals carinii) -Pneumonien.

Pharmakokinetik

Nach oraler Gabe werden bei nahezu vollständiger Absorption von Trimethoprim und den Sulfonamiden hohe Gewebespiegel insbesondere in den Lungen, den Nieren und in der Prostata erreicht. Die Liquorgängigkeit ist unabhängig vom Entzündungsgrad der Meningen gut. Es gibt erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Proteinbindungen (Trimethoprim 40 bis 50 %, Pyrimethamin 90 %, Sulfamethoxazol 65 %, Sulfamerazin k. A.), der Halbwertszeiten (Trimethoprim 8 bis 14 Stunden, Pyrimethamin 80 bis 90 Stunden, Sulfamethoxazol etwa 10 Stunden, Sulfamerazin k. A.) und anderer pharmakokinetischer Parameter. So beträgt die Spanne des relativen Verteilungsvolumens 0,3 l/kg Körpergewicht für Sulfamethoxazol bis 1,7 bzw.2 l/kg Körpergewicht für die beiden Benzylpyrimidine Pyrimethamin und Trimethoprim. Die Substanzen unterliegen mit Ausnahme von Trimethoprim (etwa 20 %) meist einer ausgeprägten Metabolisierung. Die Elimination erfolgt in der Regel hauptsächlich renal, so dass eine Anpassung der Dosierung bei Niereninsuffizienz erfolgen muss. Eine Behandlung mit Co-trimoxazol bei Niereninsuffizienz führt zu einer Anreicherung von Trimethoprim gegenüber Sulfamethoxazol.

UnerwünschteArzneimittelwirkungen

Relativ häufig treten allergische Reaktionen und Magen-Darm- und Geschmacksstörungen auf, gelegentlich eine cholestatische Hepatose. Bei der Einnahme ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um einer Kristallurie vorzubeugen. In seltenen Fällen kann es zu einer Veränderung des Blutbildes kommen. Alle Präparate haben daher unter anderem eine Kontraindikation bei schweren Funktionseinschränkungen der Leber und der Niere, bei angeborenem Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel und Hämoglobinanomalien.

Bewertung

Heute sollten die Sulfonamide bzw. Trimethoprim keine breite Verwendung mehr finden, da es besser verträgliche, effizientere Substanzen gibt, deren Resistenzlage deutlich günstiger ist. Einen sinnvollen Einsatz finden die Substanzen nur noch bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen und vor allem in deren Prophylaxe. In der Monotherapie mit Trimethoprim sind durch den fehlenden Sulfonamidanteil weniger Nebenwirkungen zu beobachten. Allerdings vergrößert sich das Risiko der Resistenzentwicklung unter der Therapie. Einen hohen Stellenwert hat der Einsatz von Co-trimoxazol bei Pneumocystis jiroveci (vormals carinii)-Pneumonien, Nocardiosen oder multiresistentem Stenotrophomonas und von Sulfadiazin/Pyrimethamin bei Toxoplasmose.

INN Handelsname Standarddosierung* pro Tag
Co-trimoxazol Eusaprimâ, Generika 960 mg in 2 ED po und iv

* Normalgewichtige Erwachsene ohne Einschränkung der Organfunktionen